Der Verlust des ursprünglichen, dumpf empfundenen Geheimnisses der Heimat hat ihn (dem Migranten) für ein anders geartetes Geheimnis geöffnet: für das Geheimnis des Mitseins mit anderen. (Vilém Flusser)
Das kulturelle Leben in Europa erlebt durch die dramatischen Migrationsbewegungen und Flüchtlingsströmen tiefgreifende Transformationen, die erst beginnen sich abzuzeichnen.
Wenn Vilém Flusser in „Wohnung beziehen in der Heimatlosigkeit“ über die Zurückbleibenden, die Migranten (oder Heimatlosen) und die Beheimateten spricht, so scheint sich die Welt tatsächlich heute in diese drei Lager aufzuteilen – die wiederum ständigen Überlappungen und Umschichtungen unterworfen sind. Es ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit mit dieser Unbeständigkeit umzugehen und darin die Chance zu erkennen für eine neue Freiheit und neue Gemeinsamkeiten.
Indem wir („die Beheimateten“) mit den MigrantInnen, oder laut Flusser, „Men-schen der heranrückenden heimatlosen Zukunft“, kulturenübergreifende Gemeinschaftsräume zur gegenseitigen Identitätsstiftung schaffen. Denn, wenn denen, die zu uns kommen, Identitätsverlust droht, so können wir, die bereits hier sind, auch nicht an unserer Identität festhalten. Eine kulturelle Abschottung ist nicht möglich. Die Zukunft liegt in der Perspektive, die sich durch den kulturellen Dialog öffnet.
Daher will ac Kunst- und Kulturräume öffnen, künstlerische Andockstationen schaffen für Menschen, die alles hinter sich lassen mussten, die längst fortgegangen, aber noch lang nicht angekommen sind. Künstlerische Kollaborationen zur Identitätsstiftung. Vertraute Gefühle wiederfinden. Neues entstehen lassen. Heilung. Kunst als eine der Heimaten, die in uns lagern, als eine Heimat ohne Grenzen.
Das Projekt acquired collaboration entstand aus einer Zusammenarbeit der KulturAXE, dem Projekt „freeacademy“ von Lia Gulua, dem Mandelkern Project von Patrick Schabus und dem Atelier von Osama Zatar.
Das Projekt richtet sich an Personen, die ihre Heimat verlassen mussten und in Österreich ihren neuen Lebensraum gefunden haben. Mit der Öffnung von Kulturorten und Ateliers hier ansässiger KünstlerInnen und KulturakteurInnen zum gemeinsamen Arbeiten, Austausch und Ausstellungen, werden transkulturelle Kollaborationen ermöglicht und präsentiert. Eine eigene Webseite dokumentiert und begleitet die Austauschprozesse auf nachhaltige Weise: www.acquiredcollaboration.at.